Deutsch-Indisches Klassenzimmer


Montag, 1. Dezember 2014

Abflug


Der Tag ging für uns schon sehr früh los. Pünktlich um 5 Uhr morgens fanden wir uns auf dem Flughafen Tegel ein. Die Sorge, unsere Koffer hätten Übergewicht, hat sich zum Glück nicht bestätigt. In den 8 ½  Stunden reiner Flugzeit war das Essen so ziemlich das Beste. Als wir dann gegen Mitternacht indischer Zeit gelandet waren, waren wir sehr geschafft, aber überglücklich, endlich da zu sein. Wir hatten das „Glück“, die indische Pünktlichkeit kennen lernen zu dürfen. Das heißt, wir haben 3 ½ Stunden auf den Bus gewartet, der uns zu unserem Übergangshotel bringen sollte. Beim Verlassen des Flughafens haben wir uns von einer großen Menschenmenge beobachtet oder besser angestarrt gefühlt. Während der langen Zeit, die wir gewartet haben, gewöhnte man sich langsam daran. Es war ein unwohles, aber trotzdem cooles Gefühl. Die Nacht war sehr kurz.

 

Dienstag, 2. Dezember 2014

New-Delhi

Wir starteten unausgeschlafen und mit einem für uns recht ungewohnten Frühstück in unseren 2. Tag. Erstaunlicherweise stand unser Bus pünktlich vor der Tür und brachte uns nach Neu-Delhi. Die Besichtigungstour begann mit dem Indian Gate, das zur Erinnerung an die gefallenen indischen Soldaten im Ersten Weltkrieg gebaut worden war. Schon beim Aussteigen aus dem Bus belagerten uns die ersten Verkäufer. Schon bald stellten sich andere Inder ein, die gemeinsam mit uns ein Foto machen wollten. Sie stellten sich einfach neben uns. Man hatte den Eindruck, nicht das Indian Gate, sondern wir wären die eigentliche Sehenswürdigkeit. Dieses Phänomen zog sich durch den gesamten Tag, egal, ob im Ghandi Memorial oder beim wunderschönen Lotustempel. Nach einem zünftigen indischen Mittagessen, zu dem die Meinungen sehr unterschiedlich ausfielen, gönnten wir uns am Abend einen Besuch bei Mc Donald’s, wo wir wie gewohnt leckeres Essen vorfanden, bis auf die Burger. Die fanden wir ungenießbar. Trotzdem wir todmüde im Hotel ankamen, hieß das noch lange nicht, dass wir gleich schlafen gingen...



Mittwoch, 3. Dezember 2014

Old-Delhi

Nachdem der gestrige Tag der Erkundung von Neu Delhi gewidmet war, wollten wir uns heute in das Getümmel Alt Delhis stürzen. Damit verbunden war leider ein sehr früher Start. Nach einer kurzen Nacht stiegen wir gegen 8 in den Bus. Doch bei Sonnenaufgang die größte Moschee Indiens besichtigen zu können, rechtfertigte unser frühes Aufstehen. Eine gigantische Treppe führt hinauf zur Jama Masjid, der Freitagsmoschee, wo wir uns respektvoll unserer Schuhe entledigten und einen langen Umhang über die Schultern legten. Diese Moschee war von dem selben König erbaut worden, der auch das Taj Mahal erbauen ließ. 



Um zu unserem nächsten Ziel, dem Red Fort, zu gelangen, mussten wir unseren konfortablen Touribus stehen lassen und kämpften uns stattdessen zu Fuß durch abenteuerliche enge, stinkende Gassen, wo junge Männer ihre Morgenwäsche vollzogen, Affen gefüttert und vielfältige, für uns oft seltsame Stände, aufgebaut wurden. Bald stiegen wir zu zweit auf das wohl traditionellste indische Transportmittel um. Nicht minder abenteuerlich ging es nun per Rikscha weiter durch Alt Delhi, und nicht nur einer stieg aus diesem Gefährt mit blauen Flecken und Beulen aus. Nach der Tour durch die engen Gassen, wirkte dieses Bauwerk aus rotem Sandstein gigantisch auf uns und wir genossen es durch die großzügige Anlage zu schlendern, nicht zuletzt auch deshalb, weil es einige kleine Läden zum Shoppen gab.



Das Mittagessen im Khan-Market hatten wir uns redlich verdient. Laut Reiseführer gehörte unser Restaurant auch zu den guten Adressen.

Wieder gestärkt waren wir bereit für eine weitere architektonische Sehenswürdigkeit,  dem Humayuns Tomb, einer Grabstätte aus dem 16. Jahrhundert. Trotzdem wir diese Stätte echt eindrucksvoll fanden, freuten wir uns über den abschließenden Bummel in einer wirklich touristischen Einkaufsstraße. Der enorm aggressive Ansturm der Verkäufer war echt anstrengend, aber wir hatten auch die Möglichkeit unsere Fähigkeiten im Verhandeln unter Beweis zu stellen.

Wieder im Hotel kamen uns erste Zweifel an der Qualität des Mittagsrestaurants. Einige Zimmer verwandelten sich in der Nacht zu Krankenzimmern, wo offenbar die Konsequenzen des Essens kuriert werden mussten.


Donnerstag, 4. Dezember 2014


Der heutige Tag soll uns endlich zu unseren Austauschpartnern nach Gwalior bringen. Alles war gut geplant. Die Tickets hatten wir bereits seit Monaten. Das Hotel war extra in Nähe des Bahnhofs gebucht worden, um schnell und pünktlich am Zug zu sein mit unserem schweren Gepäck. Ausgeschlafen packen wir unsere Siebensachen zusammen und warten auf das Signal des Aufbruches. Wider Erwarten ereilt uns die Nachricht, dass unser Zug gestrichen sei. Auf den Gesichtern unserer Lehrer macht sich Panik breit. Sie stehen an der Rezeption und belagern das Telefon. Wir richten uns in der Lobby des Hotels ein. Im 10-Minuten-Takt ändern sich die Ansagen:

11:00 Uhr:

Wir würden mit einem Reisebus fahren. - Alles klar. Sind wir wenigstens zusammen.

11:10 Uhr:

Ein extra Reisebus ist zu teuer, bezahlt das Reiseunternehmen nicht, wir werden auf andere Züge umgebucht. – Auch gut.

11:20 Uhr:

Das Reisebüro will uns in Vierergruppen auf unterschiedliche Züge 

verteilen. – No way!!!

11:30 Uhr:

Wir brauchen ein neues Hotel und fahren erst am nächsten Tag. – Echt?

11:40 Uhr:

Vielleicht doch mit einem Bus? – Wer soll das bezahlen? Und außerdem viel zu lange und unsicher.

11:50 Uhr:

Es gibt doch noch einen Trick an 19 Tickets zu kommen. – Wer kennt den Trick?

12:00 Uhr:

Wir vertrauen auf den Hotelangestellten und lassen uns auf den Tickettrick ein, der uns 19 Tickets 3. Klasse in einem Expresszug verspricht.

12:10 Uhr:

Dieser Zug fährt von einem anderen Bahnhof.

...

 

15:30 Uhr:

Der Transferbus hat bereits eine Stunde Verspätung.

...

 

16:00 Uhr:

Rikschas zum Transferbus

...

 

16:45 Uhr:

Bus steht im Stau

...

 

17:50 Uhr:

GESCHAFFT!!!

 

Wir sitzen gemeinsam in einem Zug dritter Klasse und schlagen uns nach Gwalior

durch, sehen Dinge, die wir nicht sehen möchten und treffen Leute, die neugierig und

hilfsbereit sind. Über die gute Stunde Verspätung regt sich niemand mehr auf.

Stattdessen steigen wir dankbar in den Schulbus unserer Partnerschule und lassen

uns auf die Matratzen der kargen Schlafsäle fallen. Nachtruhe.


Freitag, 5. Dezember 2014

Nachdem wir gestern spät in Gwalior angekommen waren, mussten wir noch die Moskitonetze aufhängen und uns ein wenig einrichten. Leider waren wir durch das Chaos gestern wider Erwarten erst um halb 3 im Bett. Zum Glück durften wir aber auch eine Stunde später frühstücken. Zudem hatten wir eigentlich erwartet bzw. gehofft, dass wir in der Scindia School W-lan haben würden. Dem ist aber leider nicht so. Das heißt, wir müssen 2 Wochen fast komplett auf Internet verzichten, auch wenn es hier einen Computerraum gibt. Dieser ist nämlich nicht immer zugänglich.

Nach dem Frühstück haben wir den ganzen Vormittag an unserem Pflanzenprojekt gearbeitet und die indischen Austauschschüler kennen gelernt. Die Schüler leiteten diese Ice-breaking-Session selbständig. Während dieser Arbeit haben wir erstmals gemerkt, dass man sich neben diesen „Hochbegabten“ ein bisschen dumm vorkommt, obwohl sie immer sagen, dass wir es gut machen, was wahrscheinlich auch immer sehr lieb gemeint ist, aber dennoch sie korrigieren es trotzdem noch mal oder machen es gleich ganz neu. Als wir im Anschluss in der Mensa gegessen haben, war es erstaunlich, dass die indischen Schüler oft fast synchrone Bewegungen bzw. Abläufe hatten. Des weiteren ist uns ist auch aufgefallen, wie gut die hier alle erzogen sind: sie sind zum Beispiel sehr zuvorkommend, sind freundlich, bringen uns Stühle und fragen nach unseren Wünschen.

Am Abend gab es dann noch eine Light & Sound-Show, die die Geschichte des Forts und Gwaliors erzählte und bei der der Man Singh Palace mit Lichteffekten integriert wurde. Aus meiner Sicht war die Show zwar ziemlich langweilig, aber eine Erfahrung wert. Alles in Allem war es ein langer, aber schöner Tag.





Samstag, 6. Dezember 2014

Die letzte Nacht war für einige von uns wieder sehr kurz. Es fällt uns schwer, in den indischen Rhythmus zu kommen. Beim Frühstück treffen wir auf unsere indischen Kollegen. Sie schaufeln sich bereits morgens die Teller voll mit Currygerichten, unsere Mägen sind etwas sensibler. Wir halten uns an Toastbrot und Cornflakes. Es ist Zeit, die Gastgeschenke zu überreichen. Spielerisch finden wir uns zu Paaren zusammen überreichen unseren Gruß aus Old Germany. Liza erklärt die deutsche Tradition von Nikolaus, Frau Götting verteilt Süßigkeiten und eine indische Schülerin dann schließlich den Arbeitauftrag für den heutigen Tag: Genetic Engineering. In gemischten Teams erarbeiten wir uns die Grundlagen und fixieren unsere Erkenntnisse in Powerpoints.


Als Ausgleich steht am Nachmittag Fußballspielen auf dem Programm. Unsere Mädchen drücken sich komplett, dafür verteidigen wir vier Jungen die Ehre der deutschen Fußballnation. Abgekämpft ziehen wir weiter in die Junior Houses, dem Internat für die Jungs. Dort finden alle Beschäftigung beim Basketball, Tischtennis, Kickern, ...  Leider klingt der Tag nicht ganz so entspannt aus. Wir müssen nach dem Abendessen noch einmal an die Arbeit ins Computerlab und stellen uns die Frage: Welche Pflanzen werden in der deutschen und indischen Küche benutzt? Die Listen werden erstaunlich lang.



Sonntag,  7. Dezember 2014

Wir hatten heute einen sehr entspannten Vormittag, so dass wir erst um 11 Uhr mit dem Bus nach Gwalior starteten. Der Reisebus mit dem wir gefahren sind, war super! Er hatte Ähnlichkeit mit einem Schlafwagen im Zug^^. Die gesamte obere Etage war zu Liegeplätzen umfunktioniert. Der Busfahrer ließ uns am Palast der Familie Scindia aussteigen. Die Scindia-Familie ist eine Maharadschadynastie, die auch unsere Partnerschule, die Scindia School, gegründet hat. Das interessante ist, dass ein Teil des Palastes noch bewohnt wird, der andere aber als Museum umfunktioniert wurde. Im Museum gab es erstaunlicherweise ein Hallenbad mit mehreren Sprungbrettern und sehr prunkvoll ausgestattete Räume, einer davon mit zwei gigantischen Kronleuchtern.



Kaum zu glauben aber in der Mall, die wir im Anschluss besuchten, gab es erneut ein McDonalds. Wir stürzten uns auf die Mc Flurrys, um gestärkt das indische Einkaufsparadies in Augenschein zu nehmen. Dort haben sich viele Mädchen Henna Tattoos auf die Arme malen lassen. Um zurück auf das Hochplateau unseres Schulgeländes zu gelangen, mussten wir tatsächlich den Bus wechseln, da der Anstieg so enorm war, dass unser „Liegewagenexpress“ gescheitert wäre. Wieder zurück in der Scindia, machten wir uns noch einmal an unsere Projektarbeit und analysierten den Gebrauch von Pflanzen in der deutschen und indischen Küche, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Dafür wurden wir beim Abendessen mit einem leckeren Dessert honoriert: Schokoeis! Was für eine Alternative zum scharfen Curry!!!