Deutsch-Indisches Klassenzimmer

Montag, 8. Dezember 2014

Früh am Morgen weckte uns der liebliche Gesang von Frau Schäfer, die vor Laisas Bett stand und ihr ein Geburtstagsständchen sang. Bereits in der Nacht hatte sie von ihren Freundinnen um Mitternacht ein Ständchen bekommen.

Nach dem Frühstück schlenderten wir gemeinsam über das riesige Schulgelände auf der Suche nach diversen Pflanzen, wovon wird wir im Anschluss 50 untersuchten, d.h. ihre Arten bestimmten und Steckbriefe erstellten für ein Herbarium. Vom Plateau herab hat man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt Gwalior.


Am Nachmittag waren die indischen Jungs so nett, uns in die hier traditionelle Sportart Cricket einzuführen. Vor allem Nele machte dabei eine sehr gute Figur. J

Am Nachmittag gab es noch eine Überraschung unserer „Inder-Kinder“ für unser Geburtstagskind Laisa: eine dicke fette Geburtstagstorte, zu der alle gemeinsam noch mal ein Happy Birthday anstimmten.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Noch vor dem Frühstück nahmen wir an der Morning Assembly, einer täglichen Morgenveranstaltung für alle Scindia-Schüler, teil. Dort werden von den Schülern Ansprachen zu wechselnden Themen gehalten und gemeinsam indische Lieder gesungen. Auf dem Weg zum Frühstück überlegen wir, ob eine solche Zeremonie das Leben an unserer Schule bereichern könnte.


Zum Frühstück gab es wider Erwarten kein Curry, sondern Makkaroni mit Tomatensoße. Danach haben wir an unserem Projekt weitergearbeitet, wir haben uns einen Film über Gentechnik angesehen und  mit den indischen Schülern darüber diskutiert, Vor- und Nachteile abgewogen. Nach dem Mittagessen hatten wir dieGelegenheit am typischen Unterricht an der Scindia School teilzunehmen. Einige von uns übernahmen sogar den Deutschunterricht. Interessant war auch die Besichtigung der diversen Werkstätten, wie beispielsweise der Holz- und Metallwerkstatt, des Musikkabinetts oder des Kunstateliers. Am Nachmittag hatten wir Freizeit, in der wir die Gelegenheit nutzten an unseren schulischen Arbeitsaufträgen zu arbeiten.



Mittwoch, 1o. Dezember 2014

Bevor wir auf unsere große Exkursion nach Agra, Jaipur und Ranthambore gehen, gibt es noch einiges vorzubereiten. Zum einen informieren wir uns übers Internet über diverse Aspekte das Taj Mahal betreffend, d.h. wir tragen Informationen zur Geschichte, Architektur, etc. zusammen, denn wenn wir in der Gruppe vor einer Sehenswürdigkeit stehen, ist es immer schwierig den englischsprachigen Guide zu verstehen. Desweiteren wissen wir, dass wir eine Exkursion in die Universität in Jaipur machen werden, wo es um den Einsatz genmanipulierten Saatgutes gehen soll. Um inhaltlich präpariert zu sein, schauen wir zwei Dokumentationen, die das Pro und Contra abwägen und versuchen dann selbst auf englisch eine solche Diskussion nachzustellen. Unsere indischen Partner sind unglaublich engagiert. Sie streitem, was das Zeug hält.


Nachdem wir die große Ehre haben, dem Schulorchester bei der Abnahme einer staatlichen Prüfung  zuzuschauen, gehört der Nachmittag mehr oder weniger uns. Wir müssen das Gepäck für die Reise vorbereiten. Aber nicht nur das, wir müssen den gesamten Schlafsaal räumen, da während wir unterwegs sind, eine andere indische Gruppe unsere Schlafplätze okkupieren wird. Damit nicht genug. Ein Teil der Gruppe wird heute Nacht schon ankommen. Uns ist unklar, wie das funktionieren soll, aber wir fügen uns in unser Schicksal.


Donnerstag, 11. Dezember 2014

Viele Fotos hatten wir von der Top 1 der indischen Sehenswürdigkeiten bereits gesehen, heute sollte das Taj Mahal sich uns in seiner wahren Schönheit präsentieren. Dafür nehmen wir die Busfahrt von 3 Stunden gern in Kauf. Als wir in Agra einrollen, ist es bereits Mittag. Zielstrebig marschieren wir auf unser Ziel zu, passieren die strengen Sicherheitskontrollen und staunen wieder einmal über die unterschiedlichen Eintrittspreise. Im Gegensatz zu den sehr geringen 20 Rupien für die Inder, müssen wir 750 Rupien pro Person bezahlen. Recht stattlich! Aber die Ausgabe lohnt sich in jedem Fall. Durch einen großen Torbogen erhaschen wir den ersten Blick auf das Taj Mahal. Schließlich stehen wir davor. Wow!!! Da wir uns im Vorfeld bereits darüber informiert haben, ist es besonders interessant, es in echt zu sehen. Während wir an den langen Wasserbecken entlang auf das Hauptgebäude zugehen, geht ein Fotogewitter los. Wie schießen alle um die 100 Fotos. Auch das Innere des Taj Mahal besichtigen wir. Ein Guide erklärt uns die Besonderheiten des Steins, aus dem das Taj gebaut wurde und erläutert die verschiedenen Blumenmuster. Der Blick von der riesigen Terrasse hinunter ins Jarmunatal ist berauschend und lädt ein etwas länger zu verweilen, aber wir müssen weiter.


Eine weitere gigantische Sehenswürdigkeit wartet darauf, von uns besichtigt zu werden: Fatehpur Sikri, eine Stadtanlage, die kurz nach ihrer Fertigstellung auf Grund von Wassermangel wieder verlassen wurde und heute ein beliebter Touristenmagnet ist. Das wissen natürlich auch die vielen Händler, die uns nach dem Ausstieg aus dem Bus bestürmen, Postkarten, Elefanten u.v.a.m. bei ihnen zu erstehen. Sie lassen sich nicht abschütteln und so wird die Besichtigung streckenweise zur Tortur, obwohl die Anlage echt beeindruckend ist und unser Führer viele interessante Details zu berichten weiß. Zum Abschluss der Besichtigung heißt es mal wieder „Schuhe ausziehen“ und „Kopf bedecken“, denn wir treten in eine schneeweiße Moschee ein.


Getrübt wird unsere Stimmung etwas, als wir unser Nachtdomizil erreichen: ein hässlicher kalter Steinklotz mit ebenso hässlichen kalten Zimmern, in denen wir nach einer kalten Dusche zu Dritt unter einer Decke in einem Doppelbett zur Ruhe finden.

Freitag, 12. Dezember 2014


Nach dem Frühstück brechen wir gegen 9 Uhr mit dem Bus nach Jaipur auf. 5 Stunden später erreichen wir das Hotel, in dem wir die nächsten zwei Nächte verbringen sollen. Nach unserer gestrigen Erfahrung sind wir über die Ausstattung und den Service sehr erfreut. Wir stellen schnell unser Gepäck ab, lunchen und schon sitzen wir wieder im Bus, um zum Amber Fort Jaipur, einer beeindruckenden Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert zu fahren. Es liegt malerisch in den Hügeln und um es zu besichtigen, muss man einen steilen Weg zurücklegen. Dafür bietet das Fort eine besondere Attraktion: Schon bald traben nacheinander 10 riesige, bunt geschmückte Elefanten in den Vorhof und wir gönnen uns den Luxus,  paarweise auf ihren Rücken Platz zu nehmen. Was für ein Gefühl. Wiegenden Schrittes trotten die Elefanten gleichmütig den Weg hinauf und wir können unsere Blicke gelassen über die Safrangärten gleiten lassen, um schließlich im faszinierenden Innenhof des Forts auf einer Rampe von den Rücken der Dickhäuter zu rutschen. Euphorisiert von dem Ritt genießen wir die malerischen Marmorfassaden des Palastes, eine Mischung aus hinduistischer und Mughalarchitektur. Im Sonnenuntergang führt uns ein Führer über das Gelände und am Ausgang warten bereits die entwickelten Fotos unseres Elefantenrittes auf uns. Wir verhandeln über den Preis und schlendern zurück zum Bus und freuen uns auf die gepflegten Zimmer. Eine unserer Mädchengruppen bezieht sogar eine riesige Suite mit mehreren Räumen und echt edler Ausstattung.
Ein kurzer Halt auf der Rücktour bringt uns noch Eindrücke über Färbe- und Printtechniken für textile Stoffe.



Samstag, 13. Dezember 2014

- endlich wieder in einem vernünftigen Hotel aufgewacht... Die Schlafsäle in der Schule waren schon lustig, aber das Hotel in dem wir am vorherigen Tag nächtigten war einfach abenteuerlich schrecklich! Zum "frühen Frühstück" gegen halb 9 gab es heute sogar Schoko-Cornflakes! Direkt danach ging es zur Universität von Jaipur, mit dem Fokus auf Pflanzen und dem ländlichen Leben und Arbeiten auf indischen Farmen. Bei einer Führung über die Versuchsflächen und Gewächshäuser des Geländes und einem kleinen Museum über Pflanzenschädlinge gab es einiges zu sehen und zu erfahren. Vom Blumenkohlanbau bis hin zum "Regenwurm-Dünger" und der Bedeutung des Wortes Chaupal wurde alles erklärt!


Anschließend ging es zur Lunch-Time wieder ins Hotel zurück. Das Essen im Hotel schmeckte auch tatsächlich relativ gut. Nach einer kurzen Mittagspause sollte es dann eigentlich in in eine Färberei und Textildruckerei gehen. Dieser Programmpunkt  wurde kurzerhand verschoben und durch einen anstrengenden Bummel durch ausgewählte "sichere" Geschäfte im indischen Stil ersetzt. Interessierte wirklich niemanden von uns. Nun sollte es aber wirklich in die Färberei gehen. Fehlanzeige. Wegen eines politischen Treffens war die Innenstadt gesperrt und unser Bus musste eine Umleitung fahren. Wieder Fehlanzeige, der Bus passte nicht unter der Brücke der Umleitung durch. Färberei gestrichen! Programmänderung: Shoppingmall in der Peripherie. Die war  zwar ungewohnt sauber und modern, aber dafür erstaunlich leer! Man fühlte sich irgendwie einsam in diesem Komplex. Trotz verlockender Angebote (originale Levis Jeans für 36€) blieben die meisten bei Gewürzen, Süßigkeiten und Subway... Gegen halb 7 fuhren wir dann zum Abenteueressen, wiederum etwas abseits von Jaipur! Uns begrüßte ein kleiner Erlebnispark bestehend aus kulturellen Attraktionen, die für die Region Rajasthan typisch sind: Kamelreiten, indisches Kasperletheater, Bauchtanz, "Riesenrad" und ohrenbetäbender Bollywood-Disco – durchaus ein Erlebnis, wie die gesamte Indien-Reise sowieso. Zwischendurch löffelten wir Tomatensuppe aus Tongefäßen und probierten kleine indische Spezialitäten, um am Ende des lustigen Rundganges das eigentliche Dinner zu genießen. Eingeladen zu diesem Spektakel wurden wir von einem Elternpaar, das bereits einen Sohn auf der Scindia School hat und den zweiten dort unterbringen möchte. Mit vollen Mägen und müden Augen bestiegen wir den Bus für die Rückfahrt zum Hotel, wo wir gegen 23 Uhr, nach einem ziemlich langen Tag eintrafen und einige vom Hoteldach aus noch einen letzten Blick über die Stadt warfen. Gute Nacht Jaipur!


Sonntag, 14. Dezember 2014

Punkt 9 waren wir startklar, um uns auf den Weg in den uns angekündigten Tiger-Nationalpark Ranthambore zu machen. Uns trennten 4 Stunden Fahrt für 150 km von unserem Ziel. Je näher wir kamen, desto schlechter wurde die Straße, desto häufiger kreuzten Kühe, Hunde und Massen an freilaufenden Schweinen unseren Weg. Schließlich wurden wir in ein prächtiges Domizil eingewiesen mit einem großen begrünten Innenhof und lauschigem Pool. Viel Zeit blieb uns nicht hier zu verweilen. Schon kurz nach dem Mittagessen hieß es: War anziehen und aufsitzen auf einen offenen Jeep mit 20 Plätzen in Richtung Reservat. Über dem Eingang lächelt uns der in Stein gemeißelte Tiger verheißungsvoll entgegen. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es der einzige bleiben wird. Losgeht die Fahrt. Wir werden wiederholt darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, ruhig zu sein und keine Gegenstände aus dem Wagen zu werfen. Aufmerksam halten wir Ausschau. Wir bekommen Affen, Hirsche und eine Vielzahl von Vögeln zu sehen, aber keinen Tiger. Stattdessen wird es immer kälter und fängt tatsächlich auch noch an zu nieseln. Wir versuchen unsere Begeisterung aufrecht zu erhalten, aber nach der zweiten Runde ist klar, dass unsere Safari nicht von Erfolg gekrönt sein würde. Stolz zeigt unser Führer uns ein kleines Handyvideo vom Vortag. Es gibt sie tatsächlich, diese majestätischen Tiere, sogar mit Jungen. Der Tee im Anschluss an die Safari wärmt uns wieder etwas auf. Wir haben keine Zeit verstimmt zu sein.


Es wird zum indischen Tanz gebeten. Eine kleine Musiktruppe spielt auf und animiert uns zum Tanzen. Wieder sind die indischen Jungs uns voraus und legen los, aber auch der eine oder andere von uns Deutschen versucht die Bewegungen des Vortänzers zu imitieren. Marie beweist besonderes Geschick. Sie bewegt sich sehr gekonnt zu den fremden Rhythmen.